Lebrader Teiche – Vogellebensraum von internationaler Bedeutung
Angelegt zur Karpfenhaltung, zählen die Lebrader Teiche mit ihren vielen Buchten, Inseln und ausgedehnten Röhrichten zu den bedeutendsten Vogellebensräumen in Mitteleuropa. Herausragende Bedeutung hat der etwa 70 ha Wasserfläche umfassende Teichkomplex als Mauser- und Rastgewässer. Im breiten Röhrichtgürtel nisten u.a. Wasser- und Tüpfelralle, Knäk-, Krick- und Kolbenente, Rohrdommel und Rohrweihe. Für den Rothalstaucher bilden die Teiche einen der wichtigsten Brutplätze Deutschlands.
Wie ornithologische Beobachtungen zeigten, waren die Brutbestände der Taucherarten nach einem Wechsel in der Bewirtschaftung jedoch deutlich zurückgegangen. Zur Rastzeit im Herbst waren die Gewässer fast vogelleer. Dieser angesichts der naturnahen Biotopausstattung ungewöhnliche Befund veranlasste die Stiftung, das Teichgebiet 1996 langfristig anzupachten. Projektziel war die Klärung, welche Faktoren auf die Vogelbestände eines Karpfengewässers einwirken und auf welche Weise die ökologischen Verhältnisse eines solchen Lebensraums optimiert werden können.
Da selbst aus der Naturschutzpraxis keine verwertbaren Erfahrungen zur Verfügung standen, hat die Stiftung das Ökosystem der Lebrader Teiche wissenschaftlich untersuchen lassen und daraus Maßnahmen zur Verbesserung der spezifischen Wasservogel-Lebensbedingungen entwickelt. Die winterliche Trockenlegung wird zwar zur Erhaltung der Gewässergüte beibehalten, doch sind die Wasservogelbestände erst durch den Verzicht auf Fischbesatz deutlich gestiegen. Die Unterwasservegetation als Nahrungsgrundlage für Enten und
Schwäne gedeiht besser, wenn keine Karpfen mehr im schlammigen Grund wühlen und das Wasser trüben. In den ausgedehnten Unterwasserwiesen leben zahllose Zwergstichlinge und Wasserinsekten, die wiederum Nahrungsgrundlage der tauchenden Vogelarten sind. Am Boden lebende Schnecken und Zuckmückenlarven werden nicht mehr von den Karpfen vertilgt und stehen damit den Wasservögeln ebenfalls vermehrt zur Verfügung.
Seitdem halten sich auf den Lebrader Teichen im Sommer und Herbst wieder bis zu 5.000 Wasservögel gleichzeitig auf. Der Bruterfolg insbesondere des Rothalstauchers ist jetzt erheblich höher als an mit Fischen besetzten Gewässern. Das Managementmodell ist inzwischen auch für andere Naturschutzteiche übernommen worden.